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Laudongasse 54/2

(Update zu “WhatsApp Datenschutz oder Die Suche nach WhatsApp Alternativen”, 16.1.2020:
Aufgrund anhaltender Kritik headlinophiler Menschen und daraus resultierender Abwanderung zu anderen Anbietern verschiebt WhatsApp die Einführung der neuen Datenschutzrichtlinien auf 15.5.2020)

„WhatsApp gibt meine Daten weiter!“, „Es gibt keinen WhatsApp Datenschutz!“, „Ich brauche eine WhatsApp Alternative!“ und so weiter und so fort … Plötzlich reden alle davon, aber was ist wirklich dahinter?

Lies in diesem Blogbeitrag, wieso du dir doch keine Sorgen machen musst und warum es ab dem 8. Februar eigentlich eh gar nicht schlimmer wird.

Das Thema WhatsApp Datenschutz war immer wieder vorhanden, aber seit ein paar Tagen kocht es wieder ganz besonders hoch. Weil Facebook jetzt auf einmal alle Daten von WhatsApp bekommt! Oder doch nicht?

Die neuen Datenschutzrichtlinien bei WhatsApp – was steckt dahinter?

WhatsApp weist seit neuestem auf seine aktualisierten Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien hin. Die erlauben WhatsApp, Nutzerdaten für Werbezwecke mit allen Facebook-Unternehmen zu teilen. Was? Frechheit! – Moooment: Facebook hat aber auch klargestellt, dass das nur außerhalb Europas gilt.
Denn auf der Webseite von WhatsApp gibt es zwei verschiedene Versionen der aktualisierten Nutzungsbedingungen: Eine für Europa und eine für den Rest der Welt. Die nun veränderten Abschnitte sind dieselben. Wenn man die Versionen vergleicht, wird erkennbar, dass Nutzer außerhalb Europas ab 8. Februar nicht mehr die Möglichkeit haben, die Datenweitergabe zwischen Facebook und WhatsApp zu verweigern.

Außerhalb unseres schönen Heimatkontinents müssen die Nutzer der Datenweitergabe an alle Facebook-Unternehmen also zustimmen, sonst können sie den Messenger nicht mehr länger nutzen. Durch die Zustimmung dürfen die erhobenen Daten auch für Werbezwecke verwendet werden. Abgesehen davon wurde mit der Aktualisierung in beiden Versionen ergänzt, wie Unternehmen mit WhatsApps neuer API für Business-Nutzer Kunden kontaktieren können.

Status quo: Keine Datenweitergabe. Oder? 

Was unverändert bleibt: Innerhalb Europas ist die Weitergabe von WhatsApp-Nutzerdaten an Facebook-Unternehmen für Werbezwecke weiterhin nicht gestattet. Mit der Aktualisierung der Nutzungsbedingungen (in Europa) sind jetzt aber zusätzliche Informationen zur Datenverarbeitung ergänzt, auch bezüglich der Rechtsgrundlage.

Warum sind wir in Europa besser dran?

DSGVO heißt das Zauberwort. Oder eher das Zauberakronym. Denn die DSGVO legt schärfere Datenschutzbestimmungen fest, und deswegen darf WhatsApp persönliche Nutzerdaten nicht ohne die Möglichkeit zum Opt-out weitergeben. Ergo ist die Nutzung der WhatsApp-Daten für Facebook-Werbung auch weiterhin nicht zulässig.
Trotzdem: Auch wenn du mit den aktuellen (europäischen) Nutzungsbedingungen keine Zustimmung zu einem erweiterten Datenaustausch für Werbezwecke gibst und du auch weiterhin die Möglichkeit zum Opt-out hast, gibt es ein paar Passagen, die auf den Datenaustausch zwischen WhatsApp und Facebook-Unternehmen hinweisen.

Was ist jetzt mit WhatsApp Datenschutzteilen die meine Nutzerdaten mit Facebook oder nicht?

Klarer Fall von Jein. In der aktuellen Fassung der WhatsApp Datenschutzrichtlinien steht, dass WhatsApp und andere Facebook-Unternehmen Informationen austauschen, „um die Sicherheit und Integrität aller Produkte von Facebook-Unternehmen zu fördern” und “damit sie uns dabei helfen können, unsere Dienste zu betreiben, bereitzustellen, zu verbessern, zu verstehen, anzupassen, zu unterstützen und zu vermarkten.” Und am Schluss steht dann da noch, dass Informationen, die WhatsApp an Facebook weitergibt, nicht für “eigene Zwecke der Facebook-Unternehmen” verwendet werden dürfen. Ja, gut, da wird jetzt selbst Juristen langsam schwindlig.
Diese doch manchmal ein bisschen widersprüchlichen Passagen der Datenschutzrichtlinie bedeuteten, dass Daten innerhalb des Facebook-Konzerns weitergegeben werden können. Das gilt auch für Nutzer, die Facebook gar nicht selbst nutzen. Das geht deswegen, weil Facebook – wie in den FAQ erzählt wird – für das Ermöglichen von Analysediensten Informationen, wie Telefonnummern, Geräteinformationen und weitere Metadaten von WhatsApp erheben darf.
Das ist jetzt wieder so ein bisserl eine Grauzone, die der blaue Konzern mit seinem grünen Messenger nützt. Weil dass diese Daten am Ende auch bei Facebook landen, ist und bleibt nun mal problematisch.

Kann ich die Datenweitergabe an dritte verweigern?

Datenschutz ist WhatsApp sehr wichtig. Sagt WhatsApp. Fakt ist, dass die Datenweitergabe an Facebook-Unternehmen und Dritte für Werbezwecke zwar nicht explizit erlaubt wird, dennoch trotzdem laut der Nutzungsbedingungen ein Datenaustausch zwischen WhatsApp und Facebook vorgesehen ist. Aber – hold your horses – das ist eh bereits seit 2016 bekannt.
Was sich ändert, ist, dass es für Nutzer außerhalb Europas keine Möglichkeit mehr gibt, die Datenweitergabe zu verweigern. Wir Europäer dürfen unsere Rechte nach der DSGVO weiterhin ausüben. Dafür musst du aber ein Mail an WhatsApp schreiben, in dem du – welch Ironie – jede Menge Daten angeben musst. Und eigentlich musst du auch erklären, welche Datenverarbeitungsprozesse du beeinspruchst und wie diese dich betreffen. Haha, ja klar, nice try.

 

Da WhatsApp aber zumindest so freundlich ist, das Mail dafür schon vorzuformulieren, haben wir das mal für dich probiert, allerdings ohne die gewünschten Erklärungen anzugeben. In einer automatisierten Antwort werden wir darauf hingewiesen, dass wir nach 30 Tagen auch die Möglichkeit haben, uns an die Irish Data Protection Comission zu wenden. Sure thing, wir sind gespannt.

 

WhatsApp und Datenschutz – dass ich nicht lache. Was sind die Alternativen?  

Hier findest du eine Liste von sechs WhatsApp-Alternativen mit einer kurzen Beschreibung.

Nebst bewährten Methoden zur Verhinderung des Trackings durch Facebook – wie z.B. Eremitendasein, Hauptwohnsitz im Faradayschen Käfig oder nuklearer Erstschlag auf die Facebook-Zentrale (don’t try this at home) – gibt es ein paar Alternativen, dank denen man auch weiterhin mit seinen Freunden schreiben kann, ohne dass Blue Brother davon Wind bekommt. Hier eine kurze Übersicht über ein paar alternative Messenger:

Threema

Threema kostet zwar ein bisschen was, funktioniert dafür aber komplett ohne persönliche Daten. Die App vergibt eine zufällig generierte ID, unter der du für andere angezeigt wirst (du kannst auch deinen eigenen Namen angeben). Threema speichert nach eigener Angabe deine Telefonnummer und/oder E-Mail-Adresse nur auf Wunsch und jeweils verschlüsselt (“gehasht”), um das Auffinden und die Erkennbarkeit zu erleichtern. Auch können die Telefonnummern bzw. E-Mail-Adressen deiner Kontakte abgeglichen werden, damit du Freunde findest, die auch die App benützen. Die Daten aus deiner Kontaktliste werden allerdings nicht dauerhaft gespeichert, sondern es erfolgt ein Abgleich über einen temporären Hash (eine Verschlüsselungs- bzw. Pseudonymisierungs-Technik, die viel zu kompliziert ist, um sie hier zu erklären). Threema bekommt die E-Mail-Adressen und Telefonnummern deiner Freunde also nur anonymisiert und verspricht, sie zu keinem Zeitpunkt auf einen Datenträger zu schreiben und sofort wieder zu löschen. Nicht übel!

 

Signal

Wer Signal bereits hat, dessen Handy steht dieser Tage kaum still. Alle paar Stunden klingelt eine „‚Der Typ, den du vor dreieinhalb Jahren auf der Party des Kollegen deiner Schwester kennengelernt und dem du wegen eventueller Geschäftsmöglichkeiten deine Nummer gegeben und den du dann nie wieder gehört hast‘ nutzt Signal!“-Nachricht. Man sieht: Signal erfreut sich gerade großer Beliebtheit. Bei Signal musst du die eigene Telefonnummer und einen Nutzernamen angeben – nachdem die App dabei aber nicht nur Pseudonyme, sondern sogar Emojis akzeptiert, gehen wir davon aus, dass unsere Identität dabei nicht tiefergehend kontrolliert wird. Wenn du den Zugriff auf die Kontakte nicht erlaubst, musst du die Empfänger-Telefonnummer händisch eintippen – no na. Alle Chats sind standardmäßig Ende-zu-Ende verschlüsselt und das Verschwinden einzelner Nachrichten kann pro Chat in unterschiedlichen Zeitstufen aktiviert werden. Und gratis ist es auch!

 

Facebook Messenger

Haha, nein, den ziehen wir jetzt irgendwie doch nicht als WhatsApp-Alternative in Betracht. Weiter geht’s!

Telegram

Mit Telegram ist das so ein Ding. An sich sehr beliebt, aber es hat keine Datenschutzerklärung auf Deutsch, setzt die Verknüpfung mit der Telefonnummer voraus und fordert die Angabe deines Vornamens. Du kannst aber einstellen, ob andere Nutzer deine Telefonnummer sehen. Auch gibt’s, wie bei WhatsApp, einen Cloud-Chat, was zur geräteübergreifenden Nutzung praktisch ist, aber natürlich eine (verschlüsselte) Speicherung sämtlicher Chatinhalte auf Servern voraussetzt. Die beliebte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gibt’s nur bei den “Secret-Chats”, die du extra auswählen musst und die nicht für Gruppenchats zur Verfügung stehen. Das macht das Ganze (obwohl technisch einfach) sehr kompliziert und lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass der Betreiber mitlesen können will. Zusätzlich werden Telefonnummern und Vor- und Nachnamen von Kontakten aus dem Adressbuch gespeichert, wenn die Kontaktsynchronisation genutzt wird. Die Synchronisation kann an- und abgeschaltet und Kontakte können gelöscht werden. Wenn du sechs Monate inaktiv bist, werden die Nutzerdaten automatisch gelöscht (den Zeitraum kannst du in den Einstellungen ändern). Das Verschwinden einzelner Nachrichten kann nur in den Secret-Chats mit unterschiedlichen Zeitstufen aktiviert werden. Ist übrigens auch gratis.

 

Ginlo

Ginlo ist quasi das Shöpping der Messenger-Apps unserer deutschen Nachbarn. Als Nachfolger der Messenger-App SIMSme der Deutschen Post versucht sich Ginlo als Alternative im Red Ocean der Messenger. Laut Datenschutzerklärung übertragt das Unternehmen keine Daten an Server außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums. Wer die App nutzen will, muss die Handynummer angeben; der Zugriff auf die gespeicherten Kontakte ist möglich, aber nicht erforderlich, und eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist Standard. Das automatische Löschen einzelner Nachrichten kann in jedem Chat separat und in mehreren Zeitstufen gewählt werden. Fazit: Klingt gut; hoffentlich sind die Nachrichten schneller da als ein Paket bei der Deutschen Post.

 

Wire

Wire setzt die Angabe eines Namens und einer Handynummer oder E-Mail-Adresse voraus. Es kann geräteübergreifend auf Smartphone und Rechner genutzt werden, was, wie schon oben beschrieben, natürlich eine verschlüsselte Speicherung der Nachrichteninhalte auf Servern erfordert. Angeblich aber nur, bis diese zugestellt sind. Die Kontakte synchronisiert die App, indem sie verschlüsselte Telefonnummern aus dem eigenen Kontaktbuch verwendet. Das muss aber nicht sein, die App lässt sich auch ohne Zugriff aufs Adressbuch nutzen. Die Selbstzerstörung der Nachrichten kann in jedem Chat separat in mehreren Zeitstufen gewählt werden.

Datenschutz und WhatsApp-Alternativen erledigt. Noch fragen?

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